„Es gibt viele Kinder, die Ideen haben, die Welt zu ändern“

Esther Namitla, 12 Jahre alt, war im Frühjahr 2013 mit einer Theatergruppe des „Rainbowhouse of Hope“ aus Kampala (Uganda) mit der KinderKulturKarawane in Deutschland, Österreich und Slowenien unterwegs. Die Reise hat sie so beeindruckt – „Erst später realisierte ich, dass ich nicht nur dorthin gegangen war um aufzutreten, sondern auch um Vieles zu lernen.“- , dass sie nach der Rückkehr in ihre Heimat an den Deutschen Botschafter in Kampala, Herrn Duxmann, geschrieben hat.

Hier ihr Brief:

Monday , 2nd September 2013
Kampala – Uganda
Rainbow House of Hope Uganda.

Dear Mr. Duxmann,
ich bin Esther Namitala aus Nsambya in Kampala. Ich bin am 15.4.2001 geboren und 12 Jahre alt, Schülerin in der 6. Klasse der Grundschule in Makindye. Mein Vater heißt Alex Kiiza und meine Mutter Bitrice Nabakooza. Ich habe 4 Brüder und 2 Schwestern.

Mit der KinderKulturKarawane unterwegs
Zuerst möchte ich Ihnen sagen, dass ich mein Heimatland Uganda liebe und stolz darauf bin Uganderin zu sein. Seit ich 11 Jahre alt bin, habe ich den Traum Uganda zu verändern, aber ich konnte ihn nicht erfüllen, weil ich jung war. Ich bin Tänzerin im Rainbow House of Hope Uganda, von dem ich unterstützt werde, weil ich so gut mitmache und weil Gott auf meiner Seite war.

Vor einigen Monaten hatte ich die Chance nach Deutschland zu gehen. Wir waren 7 Jugendliche und ein Erwachsener, die diese Reise machten. Wir wurden von der Kinderkulturkarawane in Hamburg eingeladen, mit dem Ziel, vor unterschiedlichem Publikum zu tanzen und aufzutreten. Erst später realisierte ich, dass ich nicht nur dorthin gegangen war um aufzutreten, sondern auch um Vieles zu lernen.

Wir haben hier Sonne von Januar bis Dezember
Als ich in Deutschland war, war es Sommer. In Deutschland scheint die Sonne nicht oft, aber die Leute versuchen, sie so viel wie möglich zu nutzen. Sie benutzen Solaranlagen, sogar einzelne Menschen benutzen Solarzellen und setzen sie auf ihre Häuser. Das ist etwas, worüber die ugandische Regierung noch nicht nachgedacht hat. Hier haben wir Sonne von Januar bis Dezember. Wenn die Regierung oder reiche Leute Solaranlagen guter Qualität aus Deutschland oder anderswoher importieren und hier einrichten würden, wäre es besser, als die Natur durch Wasserkraftwerke zu zerstören oder gar Wasserkraft nach Kenia und Tansania zu verkaufen. Wenn Energie nur an andere Länder verkauft wird, haben wir nicht genug, aber Solarkraft wäre eine gute Lösung.

Mülltrennung
Zweitens schreibe ich über Umweltverschmutzung. In Deutschland sah ich, wie Müll getrennt wird. Sie trennen verwertbare Produkte, Glas, Plastik und Papier um die Umwelt sauber und sicher zu halten und wieder andere Produkte herstellen zu können aus dem benutzten Material, z.B. wird Plastik in etwas neues geschmolzen auch um die Bodenverschmutzung zu verhindern, indem man Polyethylenbeutel und Metallgegenstände trennt. Sonst dringt alles in die Erde und verschmutzt sie. Polyethylenbeutel verhindern, dass das Regenwasser in die Erde dringt und wenn Metall rostet, wenn es in der Erde ist, verursacht das Schaden. Die Leute sollten selbst dagegen kämpfen.

Uganda in 50 Jahre eine Wüste?
Deutschland und Europa sind so grün! Was mich überrascht hat, war, als ich hörte, dass man die Polizei oder die Regierung informieren muss, wenn man einen Baum fällt und man Geld bezahlen muss um den Baum zu ersetzen.
Einen anderen Baum zu pflanzen passiert in Uganda nicht. Die Regierung muss ein Gesetz dazu machen, sonst wird Uganda in 50 Jahren eine Wüste sein. Ich habe mir vorgenommen eifrig zu lernen um in der Zukunft Uganda verändern zu können, aber ich brauche noch 7 Jahre um die Schule zu beenden. Wenn ich nicht jetzt beginne wird es zu spät sein. Vielleicht ist es sogar zu später, um all das zu bekämpfen, aber da Gott weiß, was ich tun will, wird er mich unterstützen, bis ich mein Ziel verwirklicht habe.

Drittens: das Wasser- und Abwassersystem
Ich weiß, dass wir in Uganda ein Wasser- und Abwasseramt haben. Aber in vielen Bereichen ist das nicht organisiert. In Deutschland hat uns der Bürgermeister einer kleinen Stadt eingeladen, um uns über ihr Wasser- und Abwassersystem zu erzählen. Ich habe realisiert, dass sie viel Geld investiert haben um ihre Stadt zu verändern, z.B. um das Wasser zu reinigen. Sie haben gekämpft, bis ihr Wasser- und Abwassersystem in Ordnung war. Sie haben gesagt, dass sie in einem Jahr 400 Mio Euro ausgegeben haben. Wenn man das in Uganda Schilling umrechnet ist das so viel! In Lörrach bauen sie Häuser und verbinden sie so mit dem Abwassersystem, dass man Brauchwasser von Abwasser trennen kann, und sie benutzen spezielle Medizin um Keime und Bakterien im Wasser abzutöten. Es wird sauber und danach kann es in Flüsse und Seen fließen. In die Kläranlage geben sie Medizin um Düngemittel zu machen. Wenn diese Technologie in Uganda eingeführt würde, könnte sie helfen Abwasser in sauberes Wasser zu verwandeln.

Viertens: Straßensicherheit
In Deutschland sah ich, dass sie sich um Straßensicherheit und die der Bürger kümmern. Sie haben viele Straßenschilder wie Zebrastreifen, Ampeln und viele andere Zeichen. Sie haben Ampeln an jeder Kreuzung in der Stadt oder auf dem Land. Sie stellen möglichst viele Ampeln auf, um Verkehrsunfälle zu verhindern. Sie haben gute Straßen, die auch zur Sicherheit beitragen. Die Straßen in Uganda sind schlecht, Müll liegt rum und niemand kümmert`s. Das liegt an korrupten Führern. Anstatt Geld richtig zu verwenden kaufen sie Autos und schöne Häuser. Leute zahlen Steuern, weil sie denken, bessere Dienstleistungen z.B. im Gesundheitsbereich, Ausbildung oder Nahverkehr dafür zu bekommen. Aber am Ende weigern sie sich Steuern zu zahlen, weil es nicht passiert. Kinder haben Angst Straßen zu überqueren, weil es keine Zebrastreifen gibt oder weil niemand anhält. Die Fahrer kümmert es nicht und sie werden auch nicht kontrolliert. Es gibt ja keine Kameras, die kontrollieren könnten. Wenn die Sicherheit in einem Land gut ist, werden die Gesetze auch nicht mehr gebrochen.

Ich habe noch mehr Ideen, wie man Uganda verändern könnte. Ich wünsche mir, dass die ugandische Regierung die Ideen der jungen Generation aufgreift. Dann wäre die Welt ein Wunder, weil es viele Kinder gibt wie ich, die Ideen haben um die Welt zu ändern.

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